Der Neujahrsempfang muss auch in diesem Jahr wieder ausfallen. Die Pandemie hat uns leider immer noch fest im Griff. Ich kann nur hoffen, dass wir mit dem 6. Januar, an dem unser Neujahrsempfang geplant war, wieder zuversichtlicher nach vorne gucken können und der Wunsch, den wir gegenüber Familie, Freunden und Bekannten üblicherweise zum Jahreswechsel aussprechen „ein Gutes Neues Jahr“ dann widerspiegelt, dass wir das Schlimmste- pandemiebezogen hinter uns haben.
Während ich dieses schreibe, ist das leider nicht absehbar. Auf Bundesebene sind gerade umfangreichere Maßnahmen beschlossen worden, Baden-Württemberg hat in vielen Bereichen mindestens 2G eingeführt und Freiburg hat eine Inzidenz von knapp 440.
Als Biologin kenne ich mich mit Viren vergleichsweise gut aus. Sie sind ein Wunder der Anpassung und Entwicklungsmöglichkeiten. Sie sind auf „Wirte“ angewiesen, denn sie verfügen über keine eigenen Vermehrungsmöglichkeiten. Dafür brauchen sie die Zellen ihrer Wirtsorganismen. Viele dieser kleinen biologischen Einheiten leben in vielen Pflanzen, Tieren und Ökosystemen, ohne dass wir irgendetwas davon merken. Indem wir Menschen Pflanzen, Tieren und Ökosystemen so viel Lebensraum genommen haben, haben wir die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wir tierischen Viren begegnen, die uns als neue Wirte nutzen und damit für uns schädlich sind.
Der Internationale Biodiversitätsrat (IPBES), zusammengesetzt aus führenden Biodiversitätsforschern weltweit, stellt denn auch unmissverständlich fest, dass die Umweltveränderungen, die wir im globalen Maßstab verursacht haben wie Entwaldung, Versiegelung von Flächen, Intensivierung der Landwirtschaft, Zerstörung von Regenwäldern und dem Klimawandel dazu beitragen, dass wir immer wieder mit Pandemien konfrontiert werden (können). Diesmal hat es uns weltweit besonders schlimm getroffen.
Wir müssen nicht nur den Klimawandel aufhalten, sondern auch den Verlust an biologischer Vielfalt stoppen – für uns und für unsere Kinder oder wie andere sagen, wir müssen diese Welt enkeltauglich gestalten.
Dafür können wir auch vor Ort einiges beitragen, indem wir unsere häusliche Energieversorgung auf regenerative Energien umstellen, Wälder erhalten und nachhaltig bewirtschaften, insektenfreundliche Gärten und Grünflächen gestalten, den Flächenverbrauch stoppen und Flächen, überall wo es möglich ist, wieder entsiegeln.
Lassen Sie uns als Bürger:innen unserer Stadtteile dazu beitragen, Schritte in die richtige Richtung zu gehen. Ich finde unsere Stadtteile sind dabei bereits auf einem guten Weg, aber es gibt immer Luft nach oben.
In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern ein „Gutes Neues Jahr“ und freue mich auf persönliche Begegnungen 2022!
Beatrix Tappeser, Vorsitzende BV