Obwohl entlang der Dreisam regelmäßig Müll gesammelt wird, liegen dort allerhand Kippen, Kronkorken usw. herum – Müll, der vor allem für Tiere negative Auswirkungen hat.
Die Ufer der Dreisam sind bei den Freiburger:innen zum Ausspannen heiß begehrt. Hier sammeln die Mitarbeitenden der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF) in den frühen Morgenstunden drei bis vier Mal die Woche Müll ein. Sechs bis acht Mitarbeitende erledigen dies im Bereich zwischen Ebnet und Ochsenbrücke. Das geschieht alles in Handarbeit, große Kehrmaschinen können auf Rasen und Wiese bekanntermaßen nicht eingesetzt werden. Müll, der in der Nähe des Baches zurückgelassen wird, stellt insbesondere für die dort lebenden Tiere eine Gefahr dar und kann die Wasserqualität entscheidend verschlechtern.
Vor allem Zigarettenstummel und Kronkorken liegen herum, die von Vögeln versehentlich verschluckt werden können oder zum Nestbau verwendet werden. Die Giftstoffe in den Zigarettenfiltern machen die Vögel und Küken krank. Zigaretten-Filter sind in der Regel aus Kunststoff. Sie werden nicht abgebaut, sondern enden als Mikroplastik. Die Filter einer Zigarette haben die Funktion, einen Großteil der über 7000 Giftstoffe herauszufiltern. Diese Bestandteile bleiben in den Fasern hängen und sammeln sich dort hochkonzentriert an. Sobald die benutzten Filter dann mit Wasser in Berührung kommen, lösen sich die Stoffe und treten in das Wasser und letztlich in die Umgebung aus. Dadurch können bis zu 1.000 Liter Wasser derart verschmutzt werden, dass Wassertiere sterben. Leider landen gut zwei Drittel der jährlich etwa 106 Mrd. gerauchten Zigaretten in Deutschland auf dem Boden.
Jannis Schwärzli, Julika Pfeiffer und Katharina Wolfram leben in Freiburg und studieren im Masterstudiengang Biodiversität und Umweltbildung an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Sie machten im Rahmen einer Projektarbeit auf den Müll entlang der Dreisam aufmerksam. Am Nachmittag des 19. Juli steckten die drei am Dreisam-Ufer auf Höhe des Ottiliensteiges an jeder Stelle Fähnchen in den Boden, an der Müll auf dem Boden lag. Diese Fähnchen hatten die Studierenden aus Bambus-Stäben und einem alten roten Bettlaken selbst angefertigt. Das Bild sprach für sich. Die 120 Fähnchen waren schnell im Boden – und das obwohl noch am selben Vormittag eine Schulklasse des Berthold-Gymnasiums dort Müll sammelte. Mit Bannern machten die drei Studierenden auf ihre Aktion aufmerksam und prangerten das rücksichtlose Verhalten an. An einem Infostand wurden Auswirkungen der Vermüllung auf die Umwelt dargelegt.
Allein Getränkedosen produzieren in Deutschland jährlich 40.000 Tonnen Müll. Es werden zudem nach wie vor 3,8 Milliarden Plastiktüten pro Jahr in Deutschland verbraucht. 320.000 Einweg-Coffee-To-Go-Becher gehen in Deutschland pro Stunde über die Theke und 17 Mrd. Einwegflaschen werden jährlich in Deutschland verbraucht. Alle Mitbürger:innen wurden zur Müllvermeidung aufgerufen.
Die Aktion stieß bei vielen Passant:innen an diesem schönen Sommertag auf reges Interesse. Zwei Damen überlegten, wie wohl ein attraktives Gefäß aussehen könnte, in dem Raucher:innen ihre Kippenstummel sammeln können, andere Bürger:innen meldeten sich an, um die Fähnchen für eine eigene Aktion in ihrem Wohnviertel zu nutzen und einige Kinder sahen sich prompt dazu verleitet, den herumliegenden Müll einzusammeln.
Zwischenfälle gab es keine und neben allen Fähnchen und Bannern nahmen die drei Studierenden gegen Abend selbstverständlich auch den „markierten“ Müll wieder mit.
Jannis Schwärzli