LESERBRIEF

Parkraumbewirtschaftung Wenn man wie die Stadt Freiburg „Parkraumbewirtschaftung flächendeckend“ einführen will, ist es logisch, dass man auf ablehnen- de Voten einzelner Bürgervereine oder Anwohner einzelner Straßen keine Rücksicht nehmen kann, die Sache wäre dann ja nicht mehr “flächendeckend”. Und wenn man für das Projekt so eine solide Mehrheit hat wie die aus Grünen, JU- PIs und Stadt-für-alle, werden die Debatten darüber leider zu über- flüssigen Scheingefechten. Zwar erscheint es widersprüchlich, wenn die Grünen durch Verteuerung und Vergrämung des Autos in Freiburg eine „Verkehrswende“ herbeiführen wollen, auf Länder- und bald wohl auch auf Bundesebene aber alles für die Stärkung der deutschen Autoindustrie tun. Doch das spielt genauso wenig eine Rolle wie der Umstand, dass „Klimarettung“ durch Freiburger Parkgebühren vielleicht etwas hochgegriffen ist. Entscheidend ist: Die Mehrheit steht und wird nicht wanken. Wie der von der CDU zitierten Gemeinderatsvorlage G-20/240 aber auch zu entnehmen ist, kann„Parkraumbewirtschaftung“ nicht völlig willkürlich eingeführt werden, sondern ist derzeit noch an einen Regelungsbedarf, also „hohen Park- druck“, gebunden.

Für den Fall, dass die tatsächliche Parkplatzknappheit in der hinteren Oberau nicht ausreicht, denkt man in der Stadtverwaltung deshalb daran, etwas nachzuhelfen. Durch Streichen bestehender Parkplätze würde man nicht nur die rechtliche Grundlage für die

„Bewirtschaftung“ schaffen, man täte auch etwas für die Auto-Vergrämung und würde zudem das ZO-Parkhaus füllen, letzteres ist ein erklärtes Ziel der JUPIs.

Einen ersten Hinweis auf dieses Vorhaben gab es schon im Dezember 2020, als die Stadtverwal- tung gegenüber der BZ erklärte: “Wenn mehr Parkplätze verloren gehen, als durch die Bewirtschaftung gewonnen werden, könnten Anwohner Plätze in der Garage des Zentrums Oberwiehre mieten, …. Frei seien welche – für 44 Euro im Monat.” (BZ 5.12.2020) Das “Pilotprojekt Runzstraße” besteht also im wesentlichen darin, massenhaft öffentliche Parkplätze zu streichen. Baubürgermeister Haag war so freundlich, eine Überlegung mitzuteilen, welche das sein könnten: Man könnte “das Parken in der Otto-Wels-Straße reduzieren, um mehr Platz für die große Zahl an Radfahrenden im Zuge des Dreisamradwegs (FR1) zu gewinnen.” Dafür müssten zwischen Fabrik- und Bleichestraße an die 70 Parkplätze entlang der Dreisam weg- fallen, weil eine befahrbare Breite von fünf Metern (mit parkenden Autos) nicht ausreicht.

Auf Höhe der Ganter-Brauerei ist FR1 nur zwei Meter breit, man darf gespannt sein auf die dort geplanten Erweiterungsbauwerke.

Eine auf friedliche Ko-Existenz ausgerichtete Verkehrsplanung jedoch müsste die Otto-Wels- Straße für die rasenden Radler eher schmäler machen.

Jürgen Simon