Meine persönliche Ansicht zur „gendergerechten“ Schreibe und Sprache – zu diesem Artikel gab es die Zuschriften.(Klick führt zum Artikel)
Leserzuschrift 1
Sehr geehrter Herr Friederich
Mein herzlichstes Dankeschön für diesen Beitrag. Er ist mir förmlich aus der Seele gesprungen. Danke für Ihre sprachgerechte, trotzdem geschlechtergerechte Sprache im Bürgerblatt.
Danke!
Freundlichst Ihr
Andreas von Döhren
Leserzuschrift 2
Sehr geehrter Herr Friederich,
Ihr Bekenntnis zur unverhunzten deutschen Sprache hat mich sehr beeindruckt. Warum hört und liest man nicht mehr solche Meinungen wie die ihre? Warum bloß geben sich z.B. Sprachwissenschaftler nicht mehr Mühe zu opponieren? Demokratisch legimitiert ist dieser zunehmende Irrsinn jedenfalls nicht.
Mit freundlichen Grüßen,
Renate Görner
Leserzuschrift 3 von unserem früheren Redaktionsmitglied Fionn Große
In der Aprilausgabe schrieb Karl-Ernst Friederich darüber, wie er das mit der geschlechtergerechten Sprache, also der gegenderten, Form sieht. Die Gelegenheit möchte ich aufgreifen und auch paar Gedanken ausformulieren, denn einiges sehe ich anders. Um was geht es eigentlich? Es geht darum, dass wir, gerade in den letzten Jahrzehnten, bemerkt haben, dass wir als Gesellschaft sehr viel und vielfältig diskriminieren. Und die allermeisten Menschen finden das nicht gut, sie können sich in die diskriminierten Menschen hineinversetzen oder sind selber betroffen und leiden darunter. Wir sollten betroffenen Menschen zuhören und schauen, dass wir die Diskriminierung zurückzuschrauben.Die Sprache ist ein wichtiger Baustein. Denn sie formt die Gedanken entscheidend mit. Dries Vervecken und Bettina Hannover haben das in einer Studie (veröffentlicht im März 2015) belegt: Wenn Mädchen von “Ingenieurinnen und Ingenieuren” hören, dann schätzen sie die Erreichbarkeit dieses Berufes höher ein, als wenn sie nur von “Ingenieuren” hören. Das BVerfG stellt mit dem Beschluss 2017 klar, dass das Geschlecht im Sinne des Grundgesetzes „auch ein Geschlecht jenseits von männlich oder weiblich sein kann“ und damit änderten sich nach einer Gesetzesänderung dann die Stellenausschreibungen in Deutschland von “m/w” auf “m/w/d” – weil es sonst Diskriminierung wäre. Warum die Ausführungen meinerseits? Weil ich darauf hinweisen möchte, dass die Diskriminierung mit Sprache von Wissenschaft und Justiz bestätigt wurde. Geschlechtergerechte Sprache ist nicht schwer zu erlernen. Klar, es ist eine Umgewöhnung. Redewendungen müssen wir uns teils neu überlegen, manches ist einfach zu gendern, anderes benötigt Kreativität. Daran müssen wir uns doch nicht aufhängen und sagen: “Hab’ ich doch gesagt: Gendern ist blöd und daher diskriminiere ich im Zweifel lieber weiter als zu gendern.”. Das Gendersternchen, wahlweise auch der Gender-Doppelpunkt, sind wichtige Instrumente. Wir können so zeigen, dass wir nicht nur Männer und Frauen meinen, sondern alle Menschen. “Lehrer*innen” ist viel schneller und zudem vollständiger gesprochen als “Lehrerinnen und Lehrer”. Wörter wie “Verbraucher*innenschutz” kann man doch gendern, wo ist das Problem? Warum muss man von einer Handwerkerlehre sprechen, wenn man von einer Handwerkslehre sprechen kann? “Ich gehe später zu meiner Hausärztin” klingt sowie cooler als: “Heute habe ich noch noch einen Hausarztbesuch”. Am Ende des Tages stelle ich mir die Frage: Wie kann ich weniger diskriminierend sein? Wie kann ich verhindern, dass ich jemand verletze und wenn es nur kleine Nadelstiche sind? Wie kann ich beflügeln statt behindern (Stichwort Berufswünsche)? Und wenn ich dazu meine Sprache überdenke und verändere, dann bricht mir das doch keine Zacke aus der Krone. Im Gegenteil – ich kann betonen, dass mir das Wohlbefinden meiner Mitmenschen wichtig ist. Höflich zu sein kann richtig Spaß machen und wenn man ein bisschen Übung damit hat, dann ist es auch nicht anstrengend. Wenn ich bei Freund*innen zu Besuch bin, dann ziehe ich automatisch die Schuhe aus, setze die Mütze ab, lege die Kopfhörer beiseite und rauche nicht ungefragt im Wohnzimmer nur weil mir danach ist. Und so geht das mit der Sprache auch.
Fionn Große
PS: Zahā Ḥadīd ist natürlich eine der besten Architekt*innen die die Welt je gesehen hat.