In der Dezemberausgabe vom Bürgerblatt haben wir darüber berichtet, dass der Glasfaser-Breitbandausbau in Teilen der Wiehre dieses Jahr kommt und aufgrund von baulichen Maßnahmen mit Einschränkungen zu rechnen ist. Was genau bedeutet das aber perspektivisch für die Menschen im Stadtteil. Welche Vorteile und vielleicht auch neuen Möglichkeiten ergeben sich durch den Einsatz dieser Technologie, deren geplanter Einsatz übrigens gar nicht so neu ist? Dazu ein paar Rückblicke, Einblicke und Ausblicke.
Vor genau 40 Jahren hatte Helmut Schmidt als Bundeskanzler bereits Pläne für einen bundesweiten Glasfaserausbau beschlossen, die Helmut Kohl aber ein Jahr später auf Eis legte, um Kabelfernsehen zu fördern. Einer der Gründe, weshalb die meisten deutschen Haushalte heute über Kupferkabel des Telefonnetzes oder das Kabelfernsehnetz ans Internet angeschlossen sind. Bei beiden sind die Übertragungsraten begrenzt. Glasfaser kann im Vergleich dazu weitaus mehr Daten übertragen als heute selbst die aufwendigsten Programme und Anwendungen erfordern. Der Glasfaserausbau ist somit gleichzeitig eine Investition in die Zukunft.
In der Pressemitteilung der Stadt wurde von FTTH (fibre tot he home) gesprochen. Das bedeutet, dass in Teilen der Wiehre eine Glasfaseranbindung direkt in die Wohneinheiten der Endnutzer*innen erfolgt, wodurch erst die hohen Übertragungsraten von 1000Mbit/s erreicht werden können. Im Vergleich dazu geht beim lange Zeit von der Telekom propagierten und der Bundesregierung gefördertem Vectoring das Glasfaserkabel nur bis zum nächsten Verteilerkasten. Bei der letzten Meile, bis in die Wohnung, wird weiterhin auf Kupferkabel gesetzt.
Weshalb es immer notwendiger wird, viele Daten schnell übertragen zu können, hat das Leben im letzten Jahr unter Pandemiebedingungen gezeigt. In vielen Familien mussten sowohl Eltern als auch Kinder zeitgleich an unzähligen Videokonferenzen teilnehmen und es wurden Massen an Datenpaketen auf unterschiedlichen digitalen Plattformen hoch- und heruntergeladen. Auch der Austausch mit den Großeltern erfolgte über das Internet. Vieles davon wird auch nach Pandemie bestehen bleiben. Es werden Online-Spiele gespielt, Filme und Musik gestreamt und sich mit der Welt verbunden.
Zuhause zu arbeiten und sich weiterzubilden nimmt in allen Altersklassen und sonstige Gruppierungen immer mehr Raum ein. Deshalb brauchen nicht nur Gewerbegebiete schnelles Internet, um zukunftsfähige und günstige Voraussetzungen für moderne Arbeits- und Geschäftsmodelle zu schaffen, allen Teilen der Gesellschaft die kulturelle Teilhabe zu ermöglichen oder den Wissenschaftsstandort zu sichern. Durch den Glasfaserausbau wird die Wiehre in den nächsten Monaten zwar umfassende Tiefbauarbeiten ertragen müssen, aber dadurch technisch zukunftsfähig werden. Gute Aussichten in schweren Zeiten.
Dejan Mihajlovic, BV