Dem fußballerischen Niveau des SC-Freiburg entspricht auch seine Öffentlichkeitsarbeit. SC Vorstand Oliver Leki stellte sich bereitwillig den Fragen über seine Erfahrungen in der Corona-Zeit. Das Interview führte Hans Lehmann.
BBL: Herr Leki, Deutsche Fußball-Liga (DFL) und die 36 Erst-und Zweitligisten haben beschlossen, nach dem Ruhen des Ligabetriebs am 16.Mai. (26. Spieltag) die Spiele ohne Publikum fortzusetzen. Wie ordnen Sie die Entscheidung im Rückblick ein?
Leki: Als richtig und notwendig, auch wenn Spiele ohne Zuschauer keine Freude bereiten. Als Mitglied des DFL-Präsidiums war ich eng in Entscheidungen eingebunden. Kein Proficlub kann dauerhaft ohne Einnahmen überleben, und einige Vereine wären sehr schnell in Existenznöte geraten. Insofern war richtig, den Ligabetrieb ohne Zuschauer, also mit sogenannten „Geisterspielen“, zu Ende zu bringen, eine wirtschaftliche Notwendigkeit, zumindest standen somit die Fernsehgelder wieder zur Verfügung.
BBL: Welche Auswirkungen hatte die Gesamt-Corona Situation auf Sie als Vorstand?
Leki: Riesige Herausforderungen in sportlicher, wie auch in wirtschaftlicher Art. Am schwierigsten war jedoch die Ungewissheit, ob und wie es weitergeht. Im Standby-Modus zu Anfang der Krise galt es, zusammen mit den Sportverantwortlichen und dem Trainerteam das Home-Training zu organisieren. Als im April die ersten Lockerungen in den Corona-Verordnungen bekannt wurden, musste das Training zunächst in Kleingruppen unter strengen Hygienebedingungen organisiert werden, bevor dann Anfang Mai Mannschaftstraining wieder möglich war. Wirtschaftlich trifft uns die Corona-Krise erheblich. Jedoch kamen wir aufgrund unserer soliden Finanzpolitik nicht in eine existenzgefährdende Lage.
BBL: Was macht der SC anders als seine Mitstreiter aus der Bundesliga?
Leki: Ich möchte den Sport-Club gar nicht mit anderen Vereinen vergleichen. Strukturell sind wir sehr gut aufgestellt. Als einer von nur noch wenigen Fußballbundesligisten ist der SC Freiburg als eingetragener Verein organisiert, und das aus vollster Überzeugung. Unser Gremienstruktur und die personelle Kontinuität in Schlüsselpositionen, wobei der Trainer hierbei eine ganz wesentliche Rolle einnimmt, sind eine wichtige Grundlage. Wir schaffen seit vielen Jahren eine gute Balance zwischen sportlichen und wirtschaftlichen Entscheidungen, wobei die Transferpolitik natürlich eine ganz erhebliche Rolle spielt. Durch die positive Entwicklung des Vereins steigt auch die Attraktivität bei Sponsoren, gerade auch mit Hinblick auf das neue Stadion.
BBL: Wie erlebten Sie die Reaktion der Fans-und besonders der „Ultras“?
Leki: Ich will unsere Fans gar nicht auseinanderdividieren. Ein erheblicher Teil lehnte Geisterspiele ab, waren dann jedoch, sehr diszipliniert. Niemand kam zum Stadion oder missachtete Corona-bedingte Auflagen. Wir haben einfach großartige Fans!
BBL: Herr Leki, im Namen des Bürgervereins und unserer Leserschaft, Dank für dieses offene, erkenntnisreiche Interview. Ihnen persönlich, aber selbstverständlich auch dem Gesamtverein SC-Freiburg alles Gute.
Hans Lehmann, BV