Für die beiden Bürgervereine des Freiburger Ostens, Oberwiehre-Waldsee und Littenweiler, ist der unmittelbare Start der Stadtbahnverlängerung von der jetzigen Endhaltestelle Laßbergstraße zum Kappler Knoten der zentrale Schlüssel, um einen sich immer deutlicher abzeichnenden Verkehrs-Kollaps Freiburg-Ost zu verhindern. Die Forderung nach einem sofortigen Ausbaustart 2020 basiert nicht auf Utopia, sondern auf dem seit 2006 in Kraft befindlichen Bebauungsplan des Gemeinderats „Stadtbahnverlängerung Littenweiler“ (Drucksache G-06/159; Plan 3-70), der fertig in der Schublade der Stadtverwaltung schlummert.
Das Verkehrschaos im Freiburger Osten ist jetzt bereits real existierender Wahnsinn. Täglich wälzt sich eine West-Ost / Ost-West „Stopp und Go Verkehrskarawane“ durch unsere Stadt. Betroffen hierbei die Stadtteile Oberau, Oberwiehre, Waldsee und Littenweiler. Aber nicht nur der Hauptdarsteller „Nadelöhr-Durchgangsstraße B31“ mit seiner enormen Lärm- und Emissionsbelastung sorgt für Verdruss, auch die zugeparkten Wohnquartiere durch Einpendler rechts und links dieser Straße bringen immer mehr Anwohner in Rage. Parallel hierzu entwickelt sich auch die Gesamtsicherheitslage der Bevölkerung des Freiburger Ostens immer problematischer. Tagsüber haben Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen kaum mehr eine Chance, in den vorgesehenen Hilfszeiten an Ort und Stelle zu sein (siehe nebenstehende Infobox Sicherheitslage Freiburg-Ost).
Die Forderungen der Bewohner*innen der betroffenen Wohnquartiere nach zunächst kleineren, direkt wirkenden Verbesserungen z. B. durch Parkraumbewirtschaftung mit Anwohnerparkplatzberechtigungen ergaben stets „Fehlanzeige“ Rückmeldungen der Verwaltung. Hauptargument war immer der fehlende „Park und Ride Parkplatz“ im Freiburger Osten. Unsere Hinweise, vorübergehend die fast leerstehende PH-Parkgarage mit ihren insgesamt 540 Parkplätzen zu einem Teil zur Verfügung zu stellen, blieben bis jetzt im Dschungel der unterschiedlichen Zuständigkeiten zwischen Stadt- und Landesverwaltungen stecken. Dies ist zwar keine Dauerlösung, brächte aber zumindest zwischenzeitlich eine Entlastung, vor allem der vollkommen zugeparkten Quartiere rings um die Laßbergstraße sowie rechts und links der Schwarzwaldstraße rund um das ZO.
Somit bleibt festzuhalten: für den Osten der Stadt gibt es nicht nur eine unbefriedigende, sondern gar keine Lösung, wohin die aus dem Osten kommenden Autos der Pendelnden hin sollen, ohne dass sie Wohnquartiere zuparken.
Hierauf gibt es nur eine Antwort. Die Straßenbahn muss aus von der Endhaltestelle Laßbergstraße (der dortige Parkplatz Kreuzsteinäcker ist längst Geschichte) in einen multifunktionalen Mobilitäts-Knotenpunkt Kappler Knoten geführt werden. Mit großem Park und Ride Parkplatz und Leihmöglichkeiten für Lasten- und normale Fahrräder wäre dort dann der neue „Mobilitäts-Hot-Spot“ des Freiburger Ostens. Keine Utopie sondern Anlage 10 der Drucksache G-06/159 (G-06= Gemeinderat 2006) Quelle: Stadt Freiburg
Die Stadtbahnverlängerung von der Laßbergstraße aus gesehen mit zusätzlichen Haltestellen Bahnhof Littenweiler, Römerstraße und Kappler Knoten und den dazu geplanten zusätzlichen Bahnübergängen Römerstraße und Im Oberfeld besticht durch weitere Optionen. Neben der besseren öffentlichen Verkehrsanbindung von Littenweiler und Kappel selbst, wird auch ein optimaler Umsteigepunkt von der Stadtbahn zur Breisgau S-Bahn (Höllentalbahn) und umgekehrt an der Stadtbahn-Haltestelle Littenweiler Bahnhof ermöglicht. Wer ein Ziel westlich, oder zurück östlich von Freiburg hat, benutzt dafür die Breisgau-S-Bahn. Wer sein Ziel in der Stadt hat, benutz die Straßenbahn und dieses alles barrierefrei. Wer sich vollkommen emissionsfrei fortbewegen möchte kann mit Leihrädern über den Radweg entlang der Breisgau-S-Bahn oder über den Radschnellweg 1 an der Dreisam Richtung Stadt und zurück fahren.
Damit würde eine signifikante Entlastung der Stadt vom Individualverkehr und vom Parksuchverkehr in den östlichen Stadtteilen entlang der Stadtbahnhaltestellen erreicht werden. Dies brächte für die gesamte Stadt von Osten her die einzige mögliche ernsthafte Verkehrsentlastung.
Entgegen sonstiger großer Bauvorhaben sind die Rahmenbedingungen für das Projekt „Straßenbahnverlängerung Kappler Knoten jetzt“ vergleichsweise niedrigschwellig. Die Gesamtplanung von 2006 ist vorhanden, der Gemeinderatsbeschluss von 2006 liegt vor und die notwendigen Grundstücke für den Weiterbau sind in städtischem Besitz. Die Hürden einer Aktualisierung sind demnach vergleichsweise gering.
Da wir für den Ost-West-Straßenverkehr durch unsere Stadt nach wie vor keine Alternative zum geplanten Stadttunnel sehen (siehe Artikel „Freiburg First“ in dieser Ausgabe), ist für uns unstrittig, dass die Stadtbahnverlängerung zum Kappler Knoten vor dem ersten Spatenstich am Ganter-Knoten fertig gestellt sein muss. Nach dem jetzigen Zeitplan wäre das ca. 2028/29. In diesem Zeitrahmen von zehn Jahren muss die Fertigstellung der Stadtbahnverlängerung erfolgt sein, denn wir sind uns ziemlich sicher, dass der Individualverkehr – gleichgültig mit welcher Antriebsart – sich bis dahin nicht verringert hat.
Hans Lehmann, BV