Historische Ortsanalyse liegt vor
Eine der Sanierungs-Voraussetzungen der denkmalgeschützten Knopfhäusle-Siedlung war die Erstellung einer historischen Ortsanalyse. Die Stadt beauftragte hierfür Frau Architektin Lampert-Grohe, die die historische Entwicklung der Siedlung analysiert und in einem interessanten Bericht zusammengefasst hat.
Den Bericht in seiner Gesamtheit können wir erst nach der Gemeinderatssitzung zur Knopfhäusle-Siedlungs- Sanierung am 01. Oktober 2019 auf unsere Homepage stellen, wir haben jedoch die Genehmigung der Stadt Freiburg erhalten in Auszügen daraus zu berichten. Sehr detailliert wird auf die Entstehungsgeschichte der Siedlung eingegangen, die Jeremias Risler, -ein Elsässer Fabrikant- , zur Bindung seiner Arbeiter und Angestellten an seine 1847 in Freiburg gegründete Porzellan-Knopffabrik, zwischen 1869 und 1886 erbauen ließ. Als besondere bauhistorische Kennzeichen dieser ersten badischen Arbeitersiedlung werden das leiterartige Straßennetz, die ehemals als Nutzgärten angelegten Vorgärten und der einstige Trockenplatz, -der heutige Spielplatz-, genannt. Der abgebildete Gemarkungsplan von 1900 verdeutlicht die getroffenen Aussagen und zeigt daneben am linken Bildrand die Bebauung des „Schützen-Areals“, das in seiner Grundstruktur ebenfalls bis heute erhalten blieb.
Bis 1872 entstand mit dem Bau der Reihenhauszeilen, eine Mädchenanstalt, eine Kleinkinderbewahrungsanstalt, der eine Ordensschwester vorstand, eine Arbeitersiedlung der Knopffabrik mit 81 Wohneinheiten. Mitte der 1880er Jahre kamen weitere Wohngebäude und ein Hausmeisterwohnhaus mit Waschküche, Badegelegenheiten und einem Schlafsaal für Mädchen hinzu. Die Bewohner der Siedlung konnten ebenfalls die öffentlich zugänglichen Bäder nutzen, wie sie an der Dreisam nahe der Seidenfabrik Mez und Söhne bestanden. Die Siedlung wuchs bis auf 111 Wohnungen an, die Platz für ungefähr 550 Bewohner boten. Vermietet wurden die Wohnungen ausschließlich an Arbeiter der Knopffabrik, wobei es den Mietern gestattet war, einzelne Zimmer an andere Arbeiter der Knopffabrik unterzuvermieten. Die Miete war ca. 35% günstiger als auf dem freien Wohnungsmarkt und wurde direkt vom Arbeitslohn abgezogen. Der Mietvertrag war an das Arbeitsverhältnis gekoppelt und die Arbeiter konnten bei Vertragsbruch umgehend aus ihrer Wohnung ausgewiesen werden. Nicht ausschließlich sozial-humanitäre Gründe bewogen Jeremias Risler die Arbeitersiedlung zu errichten, denn für den Unternehmer ergaben sich in einer eingearbeiteten, leistungsfähigen und zuverlässigen Arbeiterschaft, insbesondere bei der ökonomisch durch modische
Schwankungen bedingte riskante Herstellung von Knöpfen, klare unternehmerische Vorteile.
Der Bericht endet mit der Aussage, dass die ehemalige Arbeitersiedlung der einstigen Knopffabrik Risler und Cie. eine erhaltenswerte Bebauung, ein intaktes Wegenetz mit ebensolchen Grünflächen (Vorgärten) besitzt. Damit hat das Areal der ersten badischen Arbeitersiedlung für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte Freiburgs große Aussagekraft, an dem sich darüber hinaus die Urbanisierung der Oberwiehre im 19. Jahrhundert ablesen lässt. Die vollständig und intakt erhaltene Siedlung bildet eine Sachgesamtheit, an deren Erhalt ein öffentliches Interesse besteht. Wir schließen uns voll und ganz den Aussagen des Berichts an.
Hans Lehmann, BV