Wasserschlössle

Seit seiner Fertigstellung im Jahr 1896 dient das Wasserschlössle als Trinkwasserreservoir für Freiburg. Hinter der aufwändig gestalteten Fassade verbirgt sich ein Hochbehälter. Dieser ist 45 m breit, 33 m tief und 6 m hoch mit einem Fassungsvermögen von 3800 m³. Bewusst als Wahrzeichen für Freiburg geschaffen, wurde die Fassade beim Bau 1895/1896 dem Freiburger Stadtsiegel von 1245 nachempfunden. Das Wasserschlössle ist damit ein bedeutendes Beispiel für den Stil des Historismus in der Zeit des Oberbürgermeisters Otto Winterer.

Das Wasserschlössle im Herbst 2018, Aufnahme mit einer Drohne.
Foto: Matthias Baumann.

Der Bau des Hochbehälters bildete den vorläufigen Abschluss städtischer Maßnahmen zur Trinkwasserversorgung dar. Diese stellte Freiburg von Beginn an vor Herausforderungen. Der Boden, auf dem die Stadt gebaut ist, besteht aus Kies und Schotter. Dieser Untergrund erlaubte keinen Bau von Zisternen oder Trinkwasserbrunnen. Abwässer und Unrat wurden zudem bis Ende des 19. Jahrhunderts in Sickergruben gesammelt, die aufgrund des porösen Untergrunds eine Verschmutzung des Grundwassers und der Brunnen zur Folge gehabt hätten. Die Freiburger Bevölkerung musste sich daher schon frühzeitig Gedanken über die Trinkwasserzufuhr machen.

Blick vom Wasserschlössle auf die Wiehre, um 1930.
Vorlage: Stadtarchiv Freiburg, Sign. M 70 S 202/28 Nr. 349.

Bereits im Mittelalter wurde Wasser von der höher gelegenen Möslequelle über hölzerne Leitungen (Deicheln) in die Stadt geleitet. Das System der Freiburger Bächle wurde zur Tränkung des Viehs und für das Feuerlöschen ergänzend angelegt. Zwischen 1837 und 1843 erfolgte die Ersetzung der hölzernen Rohre durch gusseiserne. In den Jahren 1842 und 1843 wurden die Quellen im Mösle neu gefasst und tiefergelegt. Eine Versorgung der Bevölkerung mit rund 1500 m³ Wasser pro Tag konnte somit gewährleistet werden.

Originales Telefon im Wasserschlössle.
Foto: Miriam Sénécheau.

In den Jahren 1852 bis 1885 hatte die Stadt ein massives Bevölkerungswachstum von rund 16 500 auf über 53 000 Einwohner zu verzeichnen. Dies hatte, zusammen mit dem wachsenden Verbrauch in industriellen Betrieben, Konsequenzen für den Trinkwasserverbrauch der Stadt. 1870 führte dies zur Planung neuer Leitungen. Grundwasserströme im Dreisamtal wurden erschlossen. In den Jahren 1872 bis 1876 entstand ein Wasserwerk östlich von Ebnet. Ebenso wurde ein erster Hochbehälter am Westhang des Schlossbergs in Betrieb genommen.

Seit 1888 verfügte die Stadt über Trinkwasseranschlüsse in den Häusern und eine Hauptkanalisation zur Entsorgung des Abwassers. Die stetig weiterwachsende Bevölkerung sowie ein steigender Wasserbedarf machten eine erneute Verbesserung der Wasserversorgung notwendig. Nachdem zunächst 1887 eine neue Leitung Grundwasser von südlich der Dreisam transportierte, entschloss sich der Stadtrat zusätzlich zum Bau eines zweiten Rohrstranges von nördlich der Dreisam zu einem weiteren Hochbehälter. Dieser sollte am Nordhang des Sternwaldes entstehen. Das heutige Wasserschlössle wurde geschaffen.

2001 wurde das Wasserschlössle um einen neuen Hochbehälter erweitert, der 6000 m³ Wasser fasst. Ab und an öffnet das Denkmal für Besucherinnen und Besucher seine Türen. Zu sehen sind im Innern noch originale Wasserleitungen, Wasserbecken und Treppen. Teile der Mechanik sind noch im Einsatz oder zumindest in funktionstüchtigem Zustand. Aus dem Brunnen an der Fassade des Schlösschens fließt Trinkwasser – Waldspaziergänger und Jogger freuen sich an heißen Tagen über die willkommene Erfrischung.

Das Wasserschlössle 2018.
Foto: Matthias Baumann.

Literatur

Kalchthaler, Peter: Ein „Schlößle“ als Hochbehälter, in: Oertel, Thomas; Winkler, Klaus (Hg.): Die Wiehre – Ein Almanach, Freiburg: Kehrer, 1999, S. 65–67.

Riess, Barbara: Das Wasserschlössle, in: Dies., 111 Orte in Freiburg, die man gesehen haben muss, Köln: Emons, 2014, S. 222–223.

Tjaden, Ulrich: „Die schönste Stadt Deutschlands“ – Freiburg um 1900, in: Durian-Ress, Saskia (Hg.): Jugendstil in Freiburg. Begleitbuch zur Ausstellung „Jugendstil in Freiburg“, 2. März–13. Mai 2001 im Augustinermuseum Freiburg, Freiburg: Rombach, 2001, S. 13–23.

Irina Strauß, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg 2018