Bei der Kartause handelt es sich um ein Kloster, dessen Anfänge ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Gebaut wurde es für Mönche des Kartäuserordens.
Die Ursprünge des Kartäuserordens gehen zurück auf Bruno von Köln, der 1080 die angebotene Erzbischofwürde ablehnte und ein Einsiedlerleben vorzog. Um 1084 überließ Bischof Hugo von Grenoble ihm und einer Gruppe Gleichgesinnter eine Einöde im Tal von Chartreuse. Hier sollte der Orden seinen Anfang nehmen. Die Besonderheiten des strengen Kartäuserordens schlugen sich auch in der Bauweise der Klöster nieder, die der Lebensweise der Mönche angepasst war: Den Kern bildete ein kleiner Kreuzgang mit der Kirche und den Gemeinschaftsräumen. Die Mönchszellen in Form kleiner Häuschen schlossen sich mit dem großen Kreuzgang an. Die Mönche lebten vornehmlich als Einsiedler in den Zellen. Die meiste Zeit herrschte ein Schweigegebot.
Die Ansiedlung der Kartäuser in Freiburg wurde wesentlich durch Zinsstiftungen des Ritters und Freiburger Bürgermeisters Johannes Snewlin (auch: Schnewlin) im Jahr 1346 sowie durch sein Vermächtnis aus dem Jahr 1347 ermöglicht. Zum Zeitpunkt der Gründung beherbergte das Kloster „St. Johannis des Täufers Berg“ lediglich zwei Zellen.
Eine Blütezeit und enge Bindung zur Universität erlebte das Kloster mit Prior Gregor Reisch (1470–1525) seit 1502. Reisch erlangte Ruhm als Lehrer und Autor – vor allem mit dem Lehrbuch „Margarita philosophica“. Das Buch fasst, ähnlich wie ein heutiges Lehrbuch, das gesamte damalige Wissen zusammen. Seinen wachsenden Wohlstand verwendete Reisch für das Kloster, welches in dieser Zeit an Zellen und repräsentativer Ausstattung gewann. Nach Gregor Reisch ist die Reischstraße in der Oberau benannt, nach Johannes Snewlin die Schnewlinstraße.
1753 begannen die letzten baulichen Erneuerungen des Klosters vor seiner Aufhebung. Die Arbeiten wurden 1756 unter anderem mit einem dreiflügeligen Neubau abgeschlossen. Keine dreißig Jahre später, im Jahr 1782, verfügte Kaiser Joseph II. die Aufhebung der Freiburger Kartause. Ab 1783 nutzte der Präsident des Breisgauer Ritterstandes, Anton Freiherr von Baden, das Gelände als großzügigen Privatwohnsitz. Die Kirche, die Mönchszellen und der Kreuzgang wichen einer Parkanlage. Durch Erbfolge ging das Anwesen später an die Freiherren von Türckheim.
Im Jahr 1894 kaufte eine Gemeinschaft aus Stadt, Beurbarungsgesellschaft und Heiliggeistspitalstiftung das Klostergelände. Seit dem Sommer 1897 wurden die Gebäude als Alten- und Pflegeheim genutzt, bis dieses 2008 aus wirtschaftlichen Gründen zugunsten eines Neubaus aufgegeben wurde. Das Kloster wurde ab 2012 durch die Robert-Bosch-Stiftung saniert. Seit 2014 beherbergt es das United World College (UWC). Die kubischen Wohnbauten auf dem Gelände entstanden nach Plänen von hotz+Architekten Freiburg.
Literatur
Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee: Kartaus. Verfügbar unter: https://oberwiehre-waldsee.de/kartaus/ [24.11.2018].
Joos, Clemens: Gelehrt sind ihre Väter und fromm. Zur Geschichte der Freiburger Kartause, in: Fiek, Wolfgang; Kalchthaler, Peter (Hg.): 1000 Jahre Wiehre. Ein Almanach. 1008 – 2008, Freiburg: Promo, 2007, S. 71–81.
Kalchthaler, Peter: Reischstraße, in: Ders.: Freiburger Wege. Straßennamen mit Geschichte, Band 1, Freiburg: Rombach, 1998, S. 168–170.
Kalchthaler, Peter: Gresserstr., in: Ders., Freiburger Wege. Straßennamen mit Geschichte, Band 2, Freiburg: Rombach, 1999, S. 74–75.
Kalchthaler, Peter: Kart(h)äuserstraße., in: Ders., Freiburger Wege. Straßennamen mit Geschichte, Band 2, Freiburg: Rombach, 1999, S. 100–107.
Kalchthaler, Peter: Gregor Reisch, in: Kalchthaler, Peter; Preker, Walter: Freiburger Biographien, Freiburg: Promo, 2002, S. 66–67.
Kalchthaler, Peter: Johannes Snewlin gen. der „Gresser“, in: Ders.; Preker, Walter: Freiburger Biographien, Freiburg: Promo, 2002, S. 30–31.
Kirchhofer, Judith; Jenisch, Bertram (Hg.): gemeinsam.einsam. Neue Erkenntnisse der Denkmalpflege zur Freiburger Kartause. Begleitband der Ausstellung 19.12.2014–21.6.2015 Museum für Stadtgeschichte Freiburg i.Br. (Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 70), Esslingen: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, 2014.
Irina Strauß, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg 2018