Die Pappenfabrik Strohm wurde am 29. November 1852 als Fabrik für Handpappe von Andreas Strohm (um 1839–1891) an der Kartäuserstraße gegründet. Nach dessen Tod leitete seine Gattin das Unternehmen, bis im Jahr 1898 Hermann Strohm (1870–1946) die Leitung übernahm und dessen Schwager Karl Erbacher Mitinhaber wurde (gest. 1942).
Karl Erbacher und Hermann Strohm erweiterten das Firmenanwesen und ließen 1898 den heutigen Bau errichten. Nr. 13 und 15 dienten der Produktion, Nr. 17 beinhaltete firmeneigene Arbeiterwohnungen.
Zur anfänglichen Handpappenerzeugung kam durch die Aufstellung einer neuen Kartonmaschine die Produktion von Maschinenpappen hinzu. Um die Jahrhundertwende dehnte sich die Produktion stetig aus und die Produktion von Eisenbahnkarten für den gesamten europäischen Markt sowie für Länder in Übersee wurde zusätzlich aufgenommen.
Das Familienunternehmen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Alfons Goldschmidt, Schwiegersohn von Karl Erbacher, und Rudolf Strohm (gest. 1993) weitergeführt. Hergestellt wurden Eisenbahnfahrkarten, Wiegekarten und Automatenkarten. Rudolf Strohm hatte seine Ausbildung in der Papierfabrik Flinsch erhalten und anschließend als Volontär in der Druckerei seines Vaters Hermann Strohm gearbeitet.
Das Produktionsprogramm umfasste in den 1950er Jahren die Erzeugung grauer und brauner Maschinenpappe, wasserdichter Isolierpappe, beklebter, bedruckter und maserierter Pappe, halbweiser Schrenzpappe und Spezial-Buchbinderpappe. Hergestellt wurde die Pappe aus Altpapier, welches das Unternehmen u.a. von Herder oder Burda bekam. Elektrische Energie wurde mit einer Turbine am Gewerbekanal und einer Dampfmaschine, das Wasser aus einem eigenen Tiefbrunnen gewonnen. Die Einrichtung wurde in den 1960er Jahren erneuert.
Neben der 1844 gegründeten Papierfabrik Flinsch auf dem Gelände der heutigen Rabenkopfstraße, in der auch das Familienmitglied Rolf Strohm (* 1938) 1953 bis 1956 seine Ausbildung erhalten hatte, war die Pappenfabrik Strohm eine der bedeutendsten Produktionsstätten von Pappe- und Papierprodukten der Region. In der Blütezeit arbeiteten 70 Menschen in drei Schichten in der Fabrik.
Die Fabrik wurde 1978 geschlossen, da Alfons Goldschmidts Erben kein Interesse an ihr hatten. Da zudem ihr Weiterbestand im dicht bebauten Stadtteil nicht gesichert war, entschloss sich Rudolf Strohm zum Verkauf von Gebäude und Grundstück an eine Wohnbaugesellschaft. Die Maschinen wurden zerlegt und das reichlich vorhandene Kupfer als Altmetall verkauft. 1980/81 erfolgte der Einbau von Eigentumswohnungen nach Plänen des Architekten Volker Gerst. Das im Hinterhof noch aufbewahrte Mahlwerk für die Pappenfabrikation steht heute unter Denkmalschutz.
Literatur
Einwohnerbuch der Stadt Freiburg im Breisgau und Umgebung 1952. Adressbuchverlag Rombach: Freiburg 1952.
100 Jahre Pappenfabrik Hermann Strohm, Freiburg i. Brsg., in: Wochenblatt für Papierfabrikation, Nr. 24, 1952, S. 940.
Friederich, Karl-Ernst: Informationstafeln. Die Geschichten dahinter, in: Bürgerblatt März 2019, S. 3.
Friederich, Karl-Ernst: Gespräch mit Rolf Strohm (* 14.2.1938), Alemannenstr. 65, im Beisein seiner Ehefrau Ingrid und des Bürgerverein-Vorsitzenden Hans Lehmann. Gesprächsnotiz, Freiburg 2019.
Wir danken Carola Schark und Karl-Ernst Friederich für Informationen.
Daniel Mannhardt, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg 2019