Die Entwürfe für das Gebäude im Stil der Neo-Renaissance stammen von Regierungsbaumeister Hermann Graf. Auffallend sind die vielen zahlreichen Details wie Erker, Balustraden, Balkone oder Treppentürmchen. Säulengerahmte Portale und phantasievolle blecherne Wasserspeier schmücken das Gebäude.
Das Lycée Turenne wurde 1906/1907 als großherzogliches Lehrerseminar eröffnet. Die Errichtung geht auf einen Entschluss des Landtages in Karlsruhe zurück, ein Lehrerseminar zu gründen. Daraufhin hatte die Stadt Freiburg eine Reihe Baugrundstücke angeboten und schließlich den Zuschlag bekommen.
Das Schulhaus mit einer Fläche von 3246 m² besteht aus einem dreiflügeligen Hauptgebäude, einem Nebengebäude und einer Turnhalle. Dazu kommt ein freistehendes Dienstgebäude für den Direktor. Der Bau begann im Frühjahr 1905. Insgesamt waren 120 Freiburger und 31 auswärtige Firmen und Handwerksmeister am Bau beteiligt. Es gab Raum für ca. 300 zukünftige Lehrerinnen und Lehrer. 180 davon fanden im hausinternen Internat Platz. Das Eintrittsalter lag bei 14 Jahren. Die Ausbildung umfasste sechs Jahre in insgesamt 15 Fächern. Im Lauf der Zeit wurde diese Ausbildung hinterfragt und man führte ein stärker fachwissenschaftlich orientiertes Studium an pädagogischen Hochschulen ein. 1932 wurde das Lehrerseminar aus Kostengründen als Institut aufgelöst.
In den Jahren 1933 bis 1939 diente das Schulgebäude der Stadt sowie der Wehrmacht und verschiedenen NS-Organisationen. Im Zweiten Weltkrieg war es Sitz der Reichsgendarmerieschule.
Ende 1952 suchte das französische Militär einen Bauplatz zur Errichtung einer Schule mit Internat. In diesem Zusammenhang wurde das ehemalige Seminar wieder seiner alten Nutzung zugeführt. Seinen vollständigen Namen verdankt das Gebäude einem französischen Oberbefehlshaber: Henri de la Tour d’Auvergne, Vicomte de Turenne (1611–1675). Er gilt in Frankreich nach Napoleon als einer der bekanntesten Feldherren und hatte mit seinen Truppen u. a. auch Freiburg belagert. „Lycée“ bezeichnet die Schulform mit gymnasialer Oberstufe. Der Ergänzungsbau an der Ostseite, heute als so genannter „Neubau“ der Emil-Thoma-Grundschule angegliedert, wurde 1954/55 unter französischer Nutzung erbaut.
Nach dem Abzug der französischen Truppen kam das Anwesen 1992 in den Besitz der Stadt Freiburg. Teile des Gebäudes wurden generalsaniert, andere sind in baufälligem Zustand und zurzeit ungenutzt. Seit 1998 befinden sich die Richard-Mittermaier-Schule sowie Teile des Walter-Eucken-Gymnasiums in dem Gebäude. Außerdem nutzt die Freiburger Musikschule die Räumlichkeiten.
Literatur
Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee: Lycée Turenne. Verfügbar unter: https://oberwiehre-waldsee.de/lycee-turenne/ [28.11.2018].
Kalchthaler, Peter: Großherzogliches Lehrerseminar. Die wechselnde Geschichte eines Schulgebäudes, in: Oertel, Thomas; Winkler, Klaus (Hg.): Die Wiehre – ein Almanach. Freiburg: Kehrer, 1999.
Luft, Wolfgang: Die Geschichte einer Schule, in: Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild e. V. (Hg.): Freiburger Stadtbild. Stadtgeschichte. Baugeschichte, Freiburg: Promo-Verlag, 2003, S. 93–97.
Laura Zachrich, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg 2018