Emil-Thoma-Schule

Ursprünglich als Knabenschule vorgesehen, wurde die Emil-Thoma-Schule 1915 als Volksschule für Jungen und Mädchen mit zwei getrennten Eingängen erbaut. Sie verdankt ihren Namen dem damaligen Oberbürgermeister Emil Thoma.

Emil-Thoma-Schule,
historische Ansicht der Rückseite.
Foto: Hans Sigmund.

Wer die Gründung und Erbauung der Emil-Thoma-Schule verstehen will, muss sich zunächst mit der Freiburger Schulgeschichte befassen. Dafür müssen wir in die Zeit des 19. Jahrhunderts zurückblicken. Zwischen 1806 und 1883 setzte sich das politisch einflussreiche Bürgertum nur wenig für das Volksschulwesen ein. Die Schülerinnen und Schüler waren in sanierungsbedürftigen Gebäuden, meist in der Altstadt, untergebracht. Da die Zahl der schulpflichtigen Kinder ständig wuchs, war dies keine dauerhafte Lösung. Unterrichtsstunden mit mehr als 100 Schülern waren nicht unüblich. Aus Platz- und Gebäudemangel wurden sogar Klassen in einem Bierkeller am Karlsplatz unterrichtet.

Schon 1815 hatte die großherzogliche Aufsichtsbehörde geklagt, dass keine Gemeinde schlechtere Lokalitäten für öffentliche Schulen besäße als Freiburg. Erst 1860 wurde das Thema Schule Staatsthema. Schließlich bewirkte die Entkonfessionalisierung der Volksschule eine Modernisierung. 1877 wurde die Stadtverwaltung in Freiburg tätig und die Zeit der großen Expansionen begann. Im Zuge der Industrialisierung wurde die Stadt umgestaltet. Zahlreiche Volksschulen wie auch weitere Gebäude für andere Schularten wurden unter der Amtszeit von Oberbürgermeister Dr. Otto Winterer (1846–1913) geplant und erbaut – darunter die Emil-Thoma-Schule.

Das Erscheinungsbild des Gebäudes ist vom ,Wilhelminischen Stil‘ geprägt. Der Historiker Wolfgang Hug schreibt: „Die Fassaden sind mächtig, wenn auch nicht protzig. Die Gebäude gleichen nicht mehr wie die früheren Schulen Wohnhäusern, sondern eher Klöstern, Kasernen oder Verwaltungsgebäuden. Sie liegen nicht mehr im Kernbereich der Stadt, sondern sozusagen in der zweiten Reihe. Als repräsentative Bauten bilden sie Unterzentren, oft einer Kirche oder anderen öffentlichen Gebäuden […] zugeordnet.“

Spieler des SC Freiburg auf dem Alten Messplatz um 1920;
im Hintergrund die Emil-Thoma-Schule.
Archiv SC Freiburg.

Gerade erst erbaut, wurde die Emil-Thoma-Schule im Ersten Weltkrieg als Lazarett genutzt und der Schulbetrieb erst 1919 aufgenommen. Während des Zweiten Weltkrieges 1939–1945 nahm man die Schule wieder für militärische Zwecke in Anspruch.

Bis 1952 wurde die Emil-Thoma-Schule vom französischen Militär genutzt. Der Schulbetrieb wich zum Teil in Gasthäuser oder Kirchenräume aus, zum Teil wurden die Kinder anderen Schulbezirken, z. B. Littenweiler, zugeteilt. Ende 1952 gab das französische Militär die Schule wieder zur Nutzung frei.

Seit 1968 befinden sich im Gebäudekomplex die Emil-Thoma-Realschule sowie die Emil- Thoma-Grundschule. Bis Ende des 20. Jhs. wurde das Untergeschoss als Volksbad für die Bewohner der gegenüberliegenden Knopfhäusle genutzt.

Die Emil-Thoma-Schule 2018,
Ansicht von der Schützenallee.
Foto: Matthias Baumann.

Literatur

Graf, Peter: Emil macht Geschichte. 1918–2000. Eine synoptische Stadtteil-Geschichte der Oberwiehre, Freiburg: Freiburger Verlag, 2005.

Hug, Wolfgang: Zwischen „Trivialschule“ und Gesamtschule. Die Entwicklung des Freiburger Schulwesens, in: Haumann, Heiko; Schadek, Hans: Von der badischen Herrschaft bis zur Gegenwart, Stuttgart: Theiss, 2001, S. 588–591 (Zitat: S. 591).

Klugermann, Günther: Das war das 20. Jahrhundert in Freiburg, Gudensberg: Wartberg, 2001.

Laura Zachrich, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg 2018