Die Mez-Fabrik zählt zu den ältesten Industriedenkmalen Freiburgs. Sie geht zurück auf den Unternehmer Carl Mez (1808–1877), der sich 1834 mit einer Seidenzwirnerei in der Kartäuserstraße in Freiburg ansiedelte.
Neben der Porzellanknopffabrik Risler entwickelte sich die Fabrik zu einem der größten Produktionsbetriebe der Stadt. 1851 vergrößerte Mez seine bestehende Fabrikanlage durch einen weiteren Anbau. Bis 1873 expandierte die Firma beständig. Sie umfasste zu dieser Zeit zwei Hauptfabriken in Freiburg und zehn Filialbetriebe, die von Karlsruhe bis Staufen reichten. Zu den Freiburger Gebäuden gehörten auch Arbeiterwohnungen, ein Kindergarten und eine Badeanstalt. Das Unternehmen beschäftigte zum damaligen Zeitpunkt insgesamt 1200 Personen, davon etwa 500 in Freiburg. Es wurden weiße Rohseide und Einschlagseide, rote und schwarze Nähseide, verschiedenfarbige Cordonnets (dünne Schnüre), Tramen (leicht gedrehte, als Schussfaden verwendete Naturseide) und Doppelbänder für die Markgräfler Trachten-„Kappen“ produziert.
Für Carl Mez war soziales Engagement ein fester Bestandteil ökonomischer Aktivitäten. Zu Beginn seiner Freiburger Unternehmungen errichtete er eine Werkssparkasse für seine Arbeiter. Ein vom Lohn abgezogener Beitrag förderte die Sparsamkeit und diente zudem als Notgroschen. Außerdem abonnierte Mez eine Krankenversorgung für seine Arbeiterinnen, wovon er 40 Prozent der Kosten übernahm. Er errichtete eine Badeanstalt und übernahm zwei der elf Kreuzer, die das Werksessen kostete. Verheirateten Arbeiterinnen und Arbeitern sowie deren Familien stellte er firmeneigene Wohnungen zu Verfügung. Anlässlich seiner Silberhochzeit stiftete Carl Mez 1859 das Evangelische Stift, in dem arbeitsunfähige Arbeiterinnen und Arbeiter Aufnahme fanden. Vermutlich zur selben Zeit wurden die Mez’schen Gärten angelegt. Sie dienten den Angestellten zur Erholung. Heute erinnert die Carl-Mez-Straße in Haslach an den Unternehmer und Wohltäter.
Nach Carl Mez’ Tod 1877 übernahmen seine beiden Söhne Karl und Adam die Firma. Im In- und Ausland hatte das Unternehmen im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert 1800 bis 2000 Angestellte. In Freiburg selbst waren es im Jahr 1912 insgesamt 278 Männer und 516 Frauen.
Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft erfolgte 1922. In den 1930er Jahren eröffnete die die Mez AG einen Standort in Kenzingen.
Die vereinigte Firma Mez AG wurde im Zweiten Weltkrieg Zulieferer von Fallschirmseide für die Rüstungsindustrie. Bei den Luftangriffen am 27. November 1944 wurden Teile der Fabrikanlagen schwer getroffen. Der Wiederaufbau erfolgte 1945/48.
Noch 2001 beschäftigte das Unternehmen über 900 Personen an den drei Standorten Bräunlingen, Freiburg und Kenzingen zur Produktion von Garn. In Kenzingen hat die Nachfolgefirma Coats Deutschland seit 1987 ihren Standort. Eines der Freiburger Fabrikgebäude wurde nach Plänen von Ferdinand Merkenthaler für das Südwestfunk-Landesstudio Freiburg (heute SWR) umgebaut. Auf dem Firmengelände ist inzwischen zusätzlich ein neues Wohnquartier entstanden.
Literatur
Riess, Barbara (Hg.): Die Mez’schen Gärten. Versunkenes Paradies am Steilhang, in: Dies., 111 Orte in Freiburg, die man gesehen haben muss, Köln: Emons, 2014, S. 128–129.
Schadek, Hans: Carl Mez. 1808–1877, in: Kalchthaler, Peter; Preker, Walter (Hg.): Freiburger Biographien, Freiburg i.Br.: Promo, 2002, S. 140–141.
Daniel Mannhardt, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg 2018