Freiburg braucht wohnungsnahe Fahrrad-Parkhäuser und Waldsee könnte Pilot-Quartier werden

Der Autoverkehr ist der einzige Bereich, der seine klimaschädlichen Emissionen immer noch steigert, statt sie massiv zu senken. Freiburg ist gut mit öffentlichen Bahnen und Bussen ausgestattet und mehr als ein Drittel der Fahrten werden schon heute mit dem Fahrrad zurückgelegt. Das kann jedoch noch viel mehr werden. Dafür ist die Infrastruktur zu stärken: nicht nur bessere Radwege, sondern es sind auch Möglichkeiten zu schaffen, Räder vor Wind und Wetter sowie vor allem vor Diebstahl zu schützen.

Fahrräder werden in verdichteten Freiburger Vierteln häufig so abgestellt, dass sie Zufußgehende massiv behindern können. Beispiele aus der Wiehre:

2020 wurden laut Polizei in Freiburg 1.661 Fahrräder im Wert von 1,3 Millionen Euro gestohlen, das sind 783 Euro pro Rad. Wertvolle Räder wie Pedelecs werden vermutlich in Vierteln, die keine Garagen haben, in Kellern und Wohnungen gesichert aufbewahrt, allerdings nur wenn es der Platz und die Kräfte der Besitzer erlauben. 

Einer Stadt, die das Radfahren als zentrales Element einer sozialökologischen Verkehrswende fördern will, stände es gut an hier etwas zu unternehmen. Ein Ausweg aus dieser Misere können die Fahrradhäuschen sein, die in Hamburg schon seit 30 Jahren genutzt werden:

Nutzergemeinschaft muss für Aufstellung und Pflege des kleinen Parkhauses sowie für den Abbau nach Auslaufen der Erlaubnis zur Sondernutzung selber sorgen.

Auch andere Städte haben Hamburg zum Vorbild genommen und Fahrradhäuschen aufgestellt und unterstützt, zunächst das Hamburger Rundhäuschen, später auch andere Modelle. Sie sind bisher allerdings nur Pilotprojekte und Modellvorhaben. Hier eine Auswahl:

  • Dortmund hat 18 Rundhäuschen nach Hamburger Muster bezuschusst.
  • Mainz hat einen ansehnlichen, aber bisher einmaligen „Fahrrad-Pavillon“ erfunden.
  • Düsseldorf hat nach Test eines Hamburger Häuschens zwei länglich-rechteckige Häuschen in Auftrag gegeben, die 10 Räder hängend aufnehmen, und zusätzlich eine flachere Fahrrad-Box für 5 Räder testweise hinzugenommen.
  • Frankfurt wollte ursprünglich ein Rundhaus mit quadratischem Umbau einführen, hat dann jedoch Fahrradboxen favorisiert, die jetzt getestet werden.
  • Osnabrück stellt probeweise 18 Fahrradboxen auf, die voll bezuschusst werden.
  • Berlin-Charlottenburg testet durchsichtige Fahrrad-Boxen.

Freiburg wäre also in guter Gesellschaft, wenn auch hier verschiedene Abstellmöglichkeiten für Fahrräder getestet und eingeführt würden. 

Wir suchen Nutzergruppen in Waldsee, die verschiedene Typen von Fahrradhäusern erproben wollen: ein Rundhaus nach Hamburger Muster, ein Langhaus, das genau auf einen Autoparkplatz passt, und eines für Tandems, Kindertransport- und Lastenräder. Das Quartier Waldsee eignet sich zur Zeit besonders, weil ein Zuschuss im Rahmen des städtischen Projekts Klimaquartier beantragt werden kann. Vielleicht gelingt es ja auch, im Gemeinderat die Initiative zu lancieren, so dass einige Autoparkplätze auf öffentlichem Grund freigemacht werden – evtl. auch zunächst temporär zur Erprobung. Bei Erfolg könnte das dann auch auf andere dichtbebaute Viertel, z.B. Wiehre, Stühlinger etc. übertragen werden. 

Der Preis für ein Fahrradhaus mit Gasfeder-Hebeliften für 10 bis 12 Räder liegt beim Hamburger Modell bei ca. 10.000 Euro, beim Langhaus eher um 15.000 Euro. Kostenvoranschläge werden erarbeitet bzw. liegen bereits vor.

Ein Treffen für Interessierte wird stattfinden am Montag 20. September um 18 Uhr auf dem Vorplatz der Friedenskirche, Hirzbergstr. 1.

7.8.2021  |  Christoph Kranich, Ursula-Elisabeth Müller, FUSS e.V. Regionalgruppe Freiburg-Südbaden
freiburg@fuss-ev.de