Dreisamhochwasser

Die neuen Strukturen der renaturierten Dreisam haben sich bewährt, gegen Leichtsinn und Unvernunft ist jedoch kein Kraut gewachsen

Im Oktober 2019 berichteten wir in unserem Bürgerblatt über eine vom Regierungspräsidium Freiburg gestartete Umbaumaßnahme an der renaturierten Dreisam, direkt unterhalb des Ottilienstegs. Mit Strömungslenker aus Granitblöcken, sogenannten „Lenkbuhnen“ sollten neue verbesserte Lebensräume für Fische, aber auch mehr Ausweichfläche gegen Überflutungen geschaffen werden. Das letzter hat sich bei dem diesjährigen Hochwasser, dessen Höchststand immerhin 178 Zentimeter betrug, bewährt.

Der Lenkbuhrenbau 2019 an der Dreisam unterhalb des Ottiliensteges hat sich beim diesjährigen Hochwasser bewährt // Foto: Lehmann

Der Pandemie geschuldet waren viele Menschen zuhause und unterlagen dem Reiz der Hochwasser führenden Dreisam. Es ging abenteuerlich bis lebensgefährlich zu. Spaziergänger und Radfahrer missachteten die Sperrung der Dreisam-Uferwege, die reißenden Fluten zogen Kanufahrer und Surfer zum wilden Wellenritt geradezu magisch an. Wie oft Leichtsinn und Abenteuer eng aneinander liegen, zeigten die vielen Rettungseinsätze, die durch eine Unterschätzung der Gefahren ausgelöst wurden. Das diesjährige Hochwasser war zwar nicht das höchste Allzeithochwasser, aber mit Fließgeschwindigkeiten von mehr als 3 m/s (10,8 km/h) das reißendste der letzten Jahre. 

Das Wassergesetz Baden-Württemberg besagt, dass bei Hochwasser Boote mit Eigenantrieb Flüsse nicht befahren dürfen, Schlauchboote ohne Motor, Kanus Kajaks und Surfer obliegen diesem Verbot jedoch nicht. Der Polizei und der Feuerwehr  blieb nur übrig, an den gesunden Menschenverstand zu appellieren, gehört wurde dieser Apell jedoch nicht von allen.

Das abenteuerlichste Bild bot ein Radfahrer, der unterhalb der Ochsenbrücke stadteinwärts auf dem mehr als einem halben Meter überspülten Radweg unterwegs war. Er selbst mag das eventuell als einen besonderen „Kick“ angesehen haben, die folgende Pressemitteilung der Feuerwehr Freiburg zeigt jedoch, was seine Unvernunft bewirkt hat. 

Quelle: Screenshot YouTube Video

29. Januar 2021: Gegen 19:00 Uhr wurde von einem zurückfahrenden Löschfahrzeug an der Ochsenbrücke eine Person mit Fahrrad auf dem südlichen Uferweg der Dreisam beobachtet. Die Person war bereits kniehoch im Wasser. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr nahmen Kontakt mit der Person auf und forderten ihn auf, umzukehren. Die Person signalisierte das einUumdrehen nicht möglich war. Daraufhin wurde nach Anforderung der Feuerwehr ein Wasserrettungseinsatz samt Hubschrauber eingeleitet. Bis zum Eintreffen der ersten Kräfte, hatte sich der Fahrradfahrer umgedreht und konnte ohne Hilfe den überfluteten Bereich entrinnen. Er fuhr mit dem Fahrrad wieder in westlicher Richtung. Die eingeleitete Suche blieb erfolglos. Der Einsatz wurde daraufhin abgebrochen. 

Fazit: Die Allgemeinheit hat für Kosten der Unvernunft aufzukommen. Ärgerlich nur, dass der Verursacher nicht ermittelt werden konnte, um für die Kosten seines ausgelösten Großeinsatz selbst belangt werden zu können. Bei so etwas sind alle Toleranzgrenzen gesprengt.

Reißende Wassermassen mit mehr als 3 m/s Fließgeschwindigkeit an der Dreisam hinter der Ganter-Brauerei

Hans Lehmann, BV