Naturschutz an der renaturierten Dreisam

Zu dem Artikel „Ökopunkte sind viel zu billig“ in der Wochenzeitschrift „Der Sonntag Freiburg“ vom 13. Aug. 2017 war eine Diktion an Aussagen feststellbar, die aus der Sicht unseres „Bürgervereins-Dreisam- Beauftragten“ Lothar Mülhaupt nicht unwidersprochen bleiben konnten. Daraufhin schrieb er einen Leserbrief an den Sonntag, den wir Ihnen nicht vorenthalten wollten.

In o.a. Artikel wird die Renaturierung von Elz und Dreisam von den Umweltschützern (BUND) positiv beurteilt. Nicht allerdings die Umgestaltung der Dreisam zwischen Ebnet und Sandfang. Als negativ werden „grillwütige Bürger“ gesehen, die „die Wiederansiedelung des Regenpfeifers“ verhindern. Die Wiederansiedelung dieses Vogels war nie das Ziel der Umgestaltung des etwa 1000m langen, um 1830 zum Kanal umgebauten Flussabschnittes. Bei der Planung 2011 wurden drei Ziele definiert:

  • Verbesserung der Ökologie, vor allem Durchgängigkeit herstellen
  • Hochwasserschutz
  • Naherholung, Zugang zum Wasser ermöglichen

Allen Beteiligten war klar, dass es keine einfache Sache sein wird, dies unter einen Hut zu bringen. Zumal sich das Gebiet praktisch mitten in der Stadt befindet. Was aber daraus geworden ist, kann sich sehen lassen.
Aus dem mit Steinplatten versiegelten und mit Querschwellen verbauten Kanal ist wieder ein Stück Gebirgsfluss geworden, der sowohl von Wanderfischen (Forelle bis Lachs) als auch von Kleinlebewesen (Bachflohkrebs bis Köcherlarve) durchwandert werden kann. Es wurde die schnelle, monotone Strömung aufgehoben und durch Verbreiterung des Bettes Strömungsvielfalt erreicht. Es entstanden ruhige Zonen, Kolke und kleine Stromschnellen. Durch den Einbau von Wurzelstöcken wurden Fischunterstände geschaffen. Der Fluss kann wieder Sand- und Kiesinseln ausbilden, die eine wichtige Funktion im Ökosystem haben. Der wesentliche Teil der Renaturierung liegt also unter Wasser und ist deshalb nicht gleich zu sehen. Aber auch am Ufer hat sich einiges getan: Wo vorher steile, mit Brennnesseln und indischem Springkraut bewachsene Dämme waren, wurde die Wasserwechselzone aufgewertet und Zugang zum Wasser ermöglicht. Dass sich inzwischen am Ufer und auf den Kiesbänken entsprechende Pflanzen angesiedelt haben bestätigt das Konzept. Und nicht zuletzt wurde durch entsprechende Bepflanzung (Bäume, Sträucher) die Verbindung zum nahen Wald z.B. auch für Fledermäuse verbessert. Durch die Maßnahme verbessert sich auch der Hochwasserschutz, sodass wohl Schäden wie 1991 in Millionenhöhe nicht mehr vorkommen dürften. Wie schon oben erwähnt, war auch die Naherholung ein Ziel der Planung. Der Gedanke dabei war natürlich nicht „grillwütigen Bürgern“ Platz zu bieten, sondern Kindern, Jugendlichen und Älteren die Möglichkeit zu geben, die Faszination eines naturnahen Gewässers zu erleben. Und wer an einem beliebigen Werktag sieht, wie Kindergärten, Schulklassen oder Studentengruppen den Zugang zum fließenden Wasser nutzen, der kann wohl auch den fehlenden Regenpfeifer verschmerzen. Zumal inzwischen neben der Wasseramsel, die seltene Gebirgsstelze und natürlich der Graureiher heimisch fühlen und immer wieder Gänsesäger oder Eisvögel gesehen werden. Und dies alles praktisch „mitten in der Stadt“ und in Wurfweite von verschiedenen Kindergärten, Schulen und Altersheimen. Ist nicht Naturpädagogik der beste Naturschutz. Dass an Sommerwochenenden auch „grillende Bürger“ zu ihrem Recht kommen, ist vielleicht in den Augen puristischer Naturschützer ein Sakrileg, scheint aber zu verschmerzen, zumal es sich meist um Familien mit Kindern handelt und sich tatsächlich auf wenige Wochenenden im Sommer beschränkt. Ganz falsch ist die Kritik allerdings nicht, denn es ließe sich in Sachen Naherholung noch einiges verbessern: Anlegen von festen Grillstellen in Höhe Jugendherberge bzw. im westlichen Abschnitt am Sandfang, so dass der mittlere Abschnitt der Natur vorbehalten wäre. Entsprechende, clevere Beschilderung und ein besseres Müllkonzept.
Lothar Mülhaupt, BV